Menschen sind Wesen, die etwas verstehen (oder missverstehen) konnen. Das Buch behandelt die Grundlagen einer allgemeinen Theorie des Verstehens und der Interpretation. Eine Reise durch Formen hermeneutischer Reflexion fuhrt von den Verfahren der Allegorese uber die Hermeneutica generalis der Neuzeit bis zur Analytischen Philosophie der Sprache und der Philosophischen Hermeneutik H.-G. Gadamers. Bei allen Diskontinuitaten wird seit dem 17. Jahrhundert ein zusammenhangendes Projekt erkennbar, das die Bezeichnung "allgemeine Hermeneutik" verdient. Die Hermeneutik ist eine Disziplin der theoretischen Philosophie, eng verzahnt mit der Erkenntnistheorie, der Sprach- und Zeichenphilosophie, der Philosophie des Geistes sowie der Methodologie. Der Allgemeinheitscharakter der Hermeneutik hat zwei Aspekte. Sie hat einen weiten Gegenstandsbereich: alle Phanomene, bei denen ein Unterschied zwischen Richtig-und Falschverstehen intersubjektiv etabliert ist. Zudem sind allgemeine Grundsatze der Interpretation in Geltung, unter denen Prinzipien der hermeneutischen Billigkeit oder Nachsicht prominent sind: Wahrheits-, Konsistenz-und Rationalitatsunterstellungen. Im zweiten Teil wird der Status allgemeiner Interpretationsprinzipien geklart: Sie sind Prasumtionsregeln mit widerleglichen Prasumtionen. Die hermeneutischen Prasumtionen sind konstitutive Bedingungen fur die Praxen der Verstandigung mit Zeichen und der alltagspsychologischen Erklarung von Handlungen sowie fur die Anwendung der dabei zentralen Begriffe ("propositionale Einstellung", "Bedeutung", "Handlung" etc.). Im dritten Teil wird am Beispiel des Sprachverstehens vorgefuhrt, wie die Untersuchung zentraler Verstehensformen vonstatten gehen kann. Am Leitfaden des Verstehensbegriffs wird eine Neuorientierung der Sprachphilosophie vorgenommen.
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