Seit Anfang der 2000er ist eine Zunahme von Studien zur »religiösen Gewalt« zu konstatieren, und das trotz Polemiken über ihr Wesen. Ist Gewalt »im Namen Gottes« eine Reaktion auf die Säkularisierung moderner Gesellschaften, eine Form politischer Gewalt oder eine Erfindung, mit der die Repression religiöser Gruppen legitimiert werden kann? »Glaubenskämpfe« ergänzt diese sozialwissenschaftlich geprägte Literatur um eine überfällige historische Perspektive, indem erstmals ein umfassender Überblick auf das sich wandelnde Verhältnis von Glaube und Gewalt zwischen der Französischen Revolution und dem Ersten Weltkrieg geboten wird. Die einzelnen Kapitel untersuchen physische Gewalthandlungen im Zusammenhang innerkatholischer, katholisch-säkularer und interreligiöser Konflikte und belegen dabei auch die Bedeutung von Rhetorik und Symbolik in der Anstachelung zu und Rechtfertigung von Gewalt. Besonderes Augenmerk liegt auf der Rolle der »Agency«. Das Buch erhellt demnach sowohl die Motive von Gewalt als auch deren Rechtfertigung und Deutung. Ferner wird geschildert, wie verschlungen religiöse und säkulare Differenzen mitunter waren. Indem es aufzeigt, wie Religion auch jenseits der Französischen Revolution Gewalt auszulösen vermochte, zeichnet Glaubenskämpfe ein weitaus komplexeres Bild des Verhältnisses von Glaube und Gewalt, als die Forschung bislang vermuten ließ.
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