Hildegard von Erffas Tagebuch ist eine faszinierende Quelle zum adligen Frauenleben im ausgehenden 19. Jahrhundert. In Hildegards Leben finden sich viele der Widersprüche der wilhelminischen adligen Gesellschaft: Kaisertreue und Familienstolz, Faszination der Moderne und Angst vor dem Umsturz, Idealisierung des ländlichen Lebens und Attraktion Berlins als Metropole sowie die Stellung adliger Frauen zwischen dem Privileg ihres Rangs und den Beschränkungen ihrer Genderrolle.
Das Tagebuch zeigt zunächst die Entwicklung von Hildegards politischem Denken: Bedauert sie als junges Mädchen noch sehr den Rücktritt Bismarcks, wird sie im Lauf der Jahre zur immer begeisterten Unterstützerin des Kaisers. Durch die politische Aktivität ihres Vaters Hermann von Erffa (1845–1912) im preußischen Abgeordnetenhaus hatte Hildegard Zugang zum preußischen Hof und zur politischen Gesellschaft Berlins.
Das andere große Thema in Hildegards Tagebuch ist die Partnersuche und Verlobung, die sie als den wesentlichen Inhalt ihres Lebens betrachtet. Hildegard kommentiert Verlobungen und Ehen im Verwandtenkreis, teilt ihre Wünsche und Kriterien für einen zukünftigen Gatten und beschreibt im Detail, wie sie ihren späteren Mann Wolf-Dietrich von Trotha kennenlernt.
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