Armut wird meist anhand des Einkommens gemessen. Diese Praxis wird seit längerem kritisiert. Zum einen besteht die Forderung nach einem multidimensionalen Konzept von Armut und zum anderen die nach einem ethischen Fundament. Der Lebenslage-Ansatz und der Capability-Ansatz versuchen beides zu leisten, indem sie Armut multidimensional konzipieren und als eingeschränkte Handlungsfreiheit verstehen. Die Ähnlichkeit der Ansätze scheint offensichtlich, doch eine Untersuchung darüber, wie weit die Ähnlichkeit geht, liegt erstmals mit dieser Arbeit vor. Da beide Ansätze in der (inter)nationalen Armutsberichterstattung eingesetzt werden, liegt besonderes Augenmerk darauf, welche Konzepte sie für die Erfassung von Armut entwickeln. Eine Einführung in die gängige Theorie zur Erfassung von Armut bildet die Grundlage der Studie. Im Hauptteil werden die zu vergleichenden Ansätze je für sich dargestellt: Der Lebenslage-Ansatz geht auf Otto Neurath zurück, Kurt Grelling hat ihn aufgenommen und neu interpretiert. Gerhard Weisser hat ihn als sozialpolitischen Ansatz bekannt gemacht. Erstmals wird mit dieser Arbeit der Einfluss von Grelling nachgezeichnet.Der Capability-Ansatz wurde von Amartya Sen entwickelt. Martha Nussbaum gilt als zweite wichtige Vertreterin des Ansatzes, weicht aber in einigen Punkten von Sens Version ab.Der Vergleich beider Ansätze bestätigt die behauptete Ähnlichkeit zwischen ihnen und offenbart zugleich Differenzen auch innerhalb der Ansätze. Die Autorin zeigt, dass der deutsche Lebenslage-Ansatz dem international diskutierten Capability-Ansatz verwandt ist, und vertieft das Verständnis beider.
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