Die in diesem Band versammelten Arbeiten des Historikers Heinz Gollwitzer (1917 - 1999) beeindrucken den Leser in mehrfacher Hinsicht: Das betrifft zum einen ihren interdisziplinären und international vergleichenden Ansatz, der z. B. den Historismus nicht nur geistes-, sondern eben auch sozialgeschichtlich verortet, der kunstgeschichtliche Fragestellungen nicht nur immanent auf das einzelne Kunstwerk bezogen erörtert, sondern in den öffentlichen Raum einer vergangenen Epoche zu stellen bestrebt ist und der schließlich ein so vielschichtiges Problem wie den politischen Protestantismus nicht in nationalgeschichtlich beschränkter, sondern internationaler Perspektive rekonstruiert. Und zum anderen zeichnen sich Gollwitzers Arbeiten durch eine erstaunliche Kenntnis auch seltener und entlegener Quellen aus. Seine Deutungen sind immer anregend und weiterführend - ob es sich nun darum handelt, die konfessions- und religionspolitischen Hintergründe bestimmter außenpolitischer Konzeptionen nachvollziehbar zu machen, oder ob es um ein neues Verständnis des politischen "Ghibellinismus" im 19. Jahrhundert geht. Manche seiner Themen, Thesen und Fragestellungen - etwa das von ihm im Jahr 1964 erstmals entworfene Konzept der "politischen Landschaft" - beginnen, wie neueste Forschungsarbeiten zeigen, erst in der Gegenwart ihre eigentliche Wirkung zu entfalten.
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