Als 1506 in Rom eine Statuengruppe entdeckt wurde, die einen Mann und zwei Knaben in der Umschlingung zweier Schlangen zeigte, fiel die Betitelung des Kunstwerks nicht schwer: Die Laokoonepisode war durch Vergil gut bekannt, die Existenz einer Statuengruppe dieses Themas durch den älteren Plinius bezeugt. Alsbald brach eine nur im kulturellen Kontext jener Jahre verständliche Erregung aus. Man pilgerte zum Fundort, kommentierte und bedichtete den Fund, um den viele Käufer konkurrierten, bis ihn Papst Julius II. für sich beanspruchte. Seit dem Juni 1506 bildet er eines der Prunkstücke der päpstlichen Kunstsammlungen.Der Tagungsband ist dem Laokoon-Thema in Literatur, bildender Kunst und Musik gewidmet. Ein Schwerpunkt liegt in der Stoffentfaltung und Wertung von Schuld und Verstrickung in den literarischen Gestaltungen der Antike (Arktinos; Sophokles, Vergil, Quintus Smyrnaeus, Dracontius), in Mittelalter und Renaissance (Trojaliteratur, Sadoleto) und in Berlioz’ Oper Les Troyens. Ein zweites zentrales Themenfeld bilden Rang und (Wirkungs-)Geschichte der Statuengruppe ‑ Schwerpunkte sind hier Ikonographie und Datierung, der Plinius-Kommentar, die Rezeption der Gruppe in medizinischen Handschriften, bei Primaticcio und bei Winckelmann.
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