Die Untersuchung der Fremdvölkerworte im Kontext der Bücher Nahum, Zefanja, Obadja und Joel stellt sich gegen den Trend der gegenwärtigen Exegese des Dodekapropheton, überwiegend nach buchübergreifenden Zusammenhängen und Themen zu suchen. Es geht vielmehr darum, die Sicht der Fremdvölker in der jeweiligen individuellen Prophetenschrift literarisch, historisch und anthropologisch zu erörtern. Dem jeweiligen prophetischen Buch wird dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Die hier untersuchten Texte sind Teil eines literarischen Diskurses, der Israels Gegenüber beschreibt, welches von Israel als fremd und bedrohend angesehen wird, und diese Beschreibung theologisch für eine Binnenperspektive nutzbar macht. Man schreibt Theologie, indem man (auch) auf den Anderen blickt und in ihm wie in einem Spiegel sich selbst erblickt. Dieser Alteritätsdiskurs dient dann der eigenen Identitätsbildung, welche in großem Maße vom Gegensatz Israel – Völker bestimmt wird. Ein Fremdvölkertext sagt mehr über die Gruppe aus, in der er entstanden ist, als über das Objekt, über welches gesprochen wird. Stereotypisierungen gehören hier zum wesentlichen Bestandteil der literarischen Auseinandersetzung mit dem Fremden.
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