Kann es so etwas wie eine gegenwärtige lutherische politische Ethik geben? Ausgehend von dieser Fragestellung versucht der Autor, eine solche zu rekonstruieren. Zunächst wird Luthers eigene Theologie des Politischen dargestellt. Aus dieser Perspektive drängt die im Glauben begründete Nächstenliebe den Christen dazu, die politische Ordnung zum Nutzen seiner Mitmenschen zu gebrauchen. Dadurch entspricht er dem schöpfungsgegebenen Sinn der politischen Ordnung: das Menschenleben zu schützen und zu fördern. In diesem Sinne gibt es nach Luther eine politische Nächstenliebe, eine Ausübung von Macht aus Liebe.
Diesen Grundgedanken gilt es, aus dem traditionalen Denken des 16. Jahrhunderts in das Zeitalter der Demokratie zu übertragen. Dabei wird als Übergang die politische Philosophie Immanuel Kants dargestellt. Daran schließen sich Analysen von lutherischen Theologien an, die sich mit der beginnenden Demokratie auseinandergesetzt haben. Als maßgebliche Vertreter werden hier der dänische Theologe Hans L. Martensen und Ernst Troeltsch in den Blick genommen.
Abschließend wird gefragt, welche Formen politisch-philosophischen Denkens der Gegenwart einer lutherischen Ethik entsprechen. Antworten darauf gibt die Analyse der politischen Theorien von John Rawls und Jürgen Habermas.
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