Der Band untersucht die autobiographischen Projekte von Saul Friedländer und Ruth Klüger im Kontext ihres wissenschaftlichen Werkes. Sowohl Friedländer als auch Klüger betonen in ihren theoretischen Essays, dass die Interpretationen wissenschaftlicher Dokumente niemals losgelöst vom kulturellen und historischen Kontext und dem persönlichen Hintergrund des Interpreten entstehen. Eine definitive, allgemeingültige Deutung historischer und literarischer Dokumente existiert folglich nicht. Dies gilt ebenso und in besonderem Maße für die Annäherung an die persönliche Vergangenheit ‒kann diese doch immer nur über den Akt autobiographischen Erinnerns (re)konstruiert werden. Trotz ihrer Betonung der Kontextabhängigkeit von Interpretationen, die eine Vielzahl möglicher Deutungen impliziert, gehen jedoch weder Friedländer noch Klüger so weit, den referentiellen Charakter von Sprache in Frage zu stellen und die Grenze zwischen Fakten und Fiktion aufzulösen. Sowohl ihr autobiographisches als auch ihr wissenschaftliches Werk stehen vielmehr im Spannungsfeld zwischen dem Bewusstsein für die Vorläufigkeit und Subjektivität jeder Interpretation einerseits ‒ und dem Anliegen andererseits, auf eine außerhalb des Textes bestehende Realität zu verweisen. Damit nähern sich Friedländer und Klüger von den Polen ihrer traditionell entgegengesetzten wissenschaftlichen Disziplinen an: der an ‚objektiven‘, nachprüfbaren Fakten orientierten Geschichtswissenschaft ‒ und der Literaturwissenschaft, in deren Mittelpunkt die Auseinandersetzung mit Fiktion steht.
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