Bislang sieht man- auch in der literaturwissenschaftlichen Forschung- die Situation der jdischen Bevlkerung Bhmens fast ausschlielich durch den Spiegel der Prager Literatur um die Jahrhundertwende. Doch ihr berhmtester Exponent, Franz Kafka, gehrte bereits der dritten Generation deutschschreibender Juden an. Mit vorliegender Studie wird den frhen jdischen Schriftstellern dieser Region, darunter, als den bekanntesten, Leopold Kompert (1822-1886) und seinem mhrischen Kollegen Eduard Kulke (1831-1897) erstmals eine eigene Untersuchung gewidmet. Ihre Ghettogeschichten reprsentieren, wiewohl mit der von Berthold Auerbach popularisierten Dorfgeschichte verwandt, eine genuin jdische Literaturgattung und bilden eine unverzichtbare Quelle fr die kulturhistorische Erforschung jdischen Lebens im Zeitalter der Emanzipation. Im Rahmen der methodisch an der Grenze zwischen Literatur- und Kulturgeschichtsschreibung angesiedelten Studie lassen sich auch Heinrich Heines berhmtem Fragment Der Rabbi von Bacherach (1840), das von den Zeitgenossen als 'Vorbild' der Ghettoliteratur betrachtet wurde, neue Aspekte abgewinnen. Nicht zuletzt wird damit ein Beitrag zur Erforschung minderheitlicher Assimilations- bzw. Akkulturationsstrategien geleistet. Ein Ausblick auf das KZ Theresienstadt als neuem 'Ghetto des Todes' auf bhmischem Boden und die in der Folgezeit entstandene autobiographische Literatur schliet die Untersuchung ab.
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