Die mittelhochdeutschen Werke ›König Rother‹, ›St. Oswald‹, ›Orendel‹, ›Kudrun‹, ›Salman und Morolf‹ und ›Ortnit‹ erzählen alle vom gefahrvollen Werben um die Hand einer schönen Frau. Dabei verbindet sich das narrative Modell der gefährlichen Brautwerbung mit einer interreligiösen Thematik, denn immer gehört die umworbene Frau, ihr Vater oder ein Konkurrent einer anderen Religion als der heiratswillige Protagonist an.
Da es sich bei diesen Protagonisten zumeist um Könige oder Königssöhne handelt, verbinden sich mit ihrer Brautwerbung folgerichtig immer Fragen nach Machtgewinn oder -verlust, die im interreligiösen Feld besondere Bedeutung entfalten. In der Durchdringung von narrativem Modell und diskursivem Gehalt werden dabei in jedem Text eigene Möglichkeiten entfaltet, vom christlich Eigenen, dem religiös Anderen und den Verhandlungen und Konfrontationen zwischen beiden zu erzählen.
Dabei sind die Brautwerbungserzählungen ihrerseits auf vielfältige Art und Weise in die Verhandlungen kultureller Energien eingebunden, indem sie auf historiographisches, theologisches, politisches und philosophisches Schrifttum Bezug nehmen und die darin entwickelten Positionen und Ideen im literarischen Interdiskurs weiterentwickeln und für den eigenen Erzählzusammenhang fruchtbar machen.
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