Erzählte Menschenkenntnis: Moralische Erzählungen und Verhaltensschriften der deutschsprachigen Spätaufklärung

Erzählte Menschenkenntnis: Moralische Erzählungen und Verhaltensschriften der deutschsprachigen Spätaufklärung

Author
Gunhild Berg
Publisher
Max Niemeyer Verlag
Language
German
Year
2006
Page
416
ISBN
9783110912838,9783484810303,3484810300
File Type
pdf
File Size
13.5 MiB

Parallel zum Wandel von der Folgen- zur Gesinnungsethik nimmt im 18. Jahrhundert das Interesse an der Psyche des Menschen zu. Menschenkenntnis zielt so auf die moralische Beurteilung des Handelnden. Doch Moralphilosophie, Gesellschaftsethik und Anthropologie der deutschen Aufklärung diagnostizieren die Unerkennbarkeit des Individuums.

Die historische Analyse systematisiert die Argumente dieser Diskussion und verfolgt ihre Reflexion in deutschsprachigen Moralischen Erzählungen. Sie zeigt, dass die ab 1750 neu entstehende Gattung Sittenbeschreibungen mit der Didaxe der Aufklärungsmoral und des moralischen Urteilens verbindet. Auf der Basis eines breiten Quellenkorpus gelingt der Nachweis, dass Moralische Erzählungen nicht nur moralisch-normativ, sondern auch problemreflexiv und in ihrer empfindsamen Tendenz innovativ sind. Denn das "empfindsame" Verhaltensideal erweist sich als ein idealischer Ausweg, den weniger die Präzeptistik als vielmehr die Literatur aufzeigt.

Moralische Erzählungen prüfen mit psychologisch-anthropologischer Kompetenz theoretische Verhaltensvorgaben. Sie analysieren Verhaltensregeln, Tugendrigorismus, Verhaltenserwartung, -wahrnehmung und -konstituierung. Den Blick ins Innere, der real verstellt ist, kann ein "allwissender" Erzähler ausgestalten. Die narrativen Möglichkeiten der Fiktion kompensieren das Nicht-Wissen vom Menschen am Ende des 18. Jahrhunderts.

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