Das Thema "Kunst im Dienst der Nation" wird so lange nicht an Brisanz verlieren, wie der Nationalismus in Politik und Gesellschaft auch die Ausdrucksmittel der Bildenden Kunst zu seinen Zwecken nutzt, beispielsweise um Identität nationaler Gruppen durch Bilder, Skulpturen und Architekturen zu stiften oder zu bekräftigen, aber auch um diese Konstrukte mit den Mitteln der Kunst zu attackieren. Die in diesem Band versammelten Beiträge zeigen exemplarisch, auf welche Weise die Kunst zur Formung nationaler Identitäten beigetragen hat. Das Thema wird aus zwei verschiedenen Blickwinkeln fokussiert: Einerseits geht es um die künstlerischen Konstruktionen nationaler Kunst. Analysiert werden sowohl nationale Ikonographien als auch die nationalen Aufladungen bestimmter Materialien, Farben, Techniken oder Ornamente. Andererseits widmet sich der Band jedoch auch der nationalen Vereinnahmung, Instrumentalisierung und Kategorisierung von Kunstwerken, wie sie von der Kunstkritik, der Kunstgeschichte, den Museen oder anderen Institutionen betrieben werden. Da der Nationalismus erst um 1800 zu einem wesentlichen Sinnstiftungs- und Orientierungsmuster wurde, ist der Blick in besonderem Maße auf die Kunst der Moderne gerichtet. Gleichwohl wurden bewusst auch Vor- und Frühformen einer sich patriotisch gebärdenden Kunst ins Blickfeld einbezogen. Die daraus resultierende Bandbreite bietet einen vielschichtigen Querschnitt durch die kunsthistorische Nationalismus-Forschung.
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