In dem hier in neuer deutscher Übersetzung von Alberto Jori vorgelegten Traktat "Über den Himmel" hat Aristoteles die in Griechenland seit den Anfängen der rationalen Reflexion über die Physis entwickelten kosmologischen Ideen und Prinzipien kritisch neu durchdacht und eine originelle und organische Sichtweise des Kosmos formuliert, welche im Okzident über mehr als ein Jahrtausend die Rolle eines kosmologischen Paradigmas einnahm. Die vier Bücher von De caelo – nachträglich aus drei Lehrvorträgen zusammengestellt – behandeln nicht ausschließlich Probleme kosmologischer Natur, so dass bereits antike Kommentatoren die Frage nach ihrem tatsächlichen Thema aufwarfen, da hier nicht nur eine Untersuchung über Himmel und Sterne vorliegt, sondern auch eine Abhandlung über die Erde, eine Analyse der Entstehung der Elemente und schließlich eine Monographie über das Leichte und das Schwere. Aristoteles veranschaulicht die komplizierte Geschichte der Lehre vom "ersten Körper" bzw. vom fünften Element – dem Äther –, der als Stoff des Himmels angesehen wird. Diese Theorie entstand aller Wahrscheinlichkeit nach aus den Debatten in der platonischen Akademie, wurde von Aristoteles in seinen Vorträgen ,institutionalisiert‘ und stellte von da an den Bezugspunkt für das gesamte kosmologische Denken des Altertums dar. Angesichts der in den letzten Jahrzehnten entstandenen und heute lebendiger denn je geführten Debatte unter Wissenschaftshistorikern, Wissenschaftsphilosophen und Philosophiehistorikern über Wurzeln und Bedeutung der wissenschaftlichen Revolution des 16./17. Jahrhunderts umreißt Jori in seiner Einleitung unter anderem die Gründe, weshalb das von Aristoteles in De caelo illustrierte kosmologische System in der Wissenschaftsgeschichte eine so bedeutende und lang andauernde Rolle gespielt hat.
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