In der Frühen Neuzeit entstehen mit den sogenannten Rechenbüchern neben den traditionellen lateinischen mathematischen Werken eine große Anzahl von Texten in deutscher Sprache für ein illiterates Publikum; diese haben somit einen beachtenswerten Anteil an der Ausbildung einer deutschen wissensvermittelnden Literatur. Das erste umfangreiche Rechenbuch verfaßt 1489 J. Widmann (etwa 1460/65 bis nach 1504), welches hier in einer vollständigen Edition unter Einarbeitung der Nachdrucke, ergänzt durch Informationen zu Leben und Werk des Autors, einer mathematikhistorischen Einordnung sowie Kurzkommentar, Maßverzeichnis und Glossar vorliegt.
Auf der Grundlage einer pragmatisch orientierten Textlinguistik wird in einem zweiten Teil ein Analysemodell entwickelt, welches neben Untersuchungen der grammatischen, thematischen und illokutiven Textebene auch Überlegungen zur Produktionssituation, zur Autorintention, zur Textfunktion oder zum Adressatenkreis einschließt. Durchgeführt wird diese Analyse schwerpunktmäßig an mathematischen deutschsprachigen Texten, vergleichend aber auch an Texten aus anderen Fachbereichen (z.B. Architektur, Schreiben, Bergbau), in anderen Sprachen (z.B. Latein, Okzitanisch, Französisch) und aus späteren Jahrhunderten (bis heute). So gelingt die Beschreibung eines Teils der Textsortengeschichte des Deutschen im Rahmen einer europäischen Kulturgeschichte.
Just click on START button on Telegram Bot