Dieses Buch beschreitet und vermisst Neuland, indem es die Entwicklung der oratio historica als spezifische Ausdrucksform der politischen Rhetorik in der frühen Neuzeit beschreibt, die ihre Wurzeln in der Antike hat und zugleich an der Schwelle der modernen (Geschichts-)Wissenschaft steht. Im Kontext des niederländisch-spanischen Unabhängigkeitskrieges entstand eine lebendige Redekultur, in der die orationes historicae Teil der aktuellen epideiktischen oder memorialen Diskurse wurden und das Selbstverständnis der Konfliktparteien reflektieren. Mit der Ausleuchtung rhetorikgeschichtlicher Traditionsstränge ist die Analyse von einzelnen Reden, intertextuellen Zusammenhängen und die Verortung in der frühneuzeitlichen Gelehrtenkultur verknüpft. Redner und Reden aus den nach Unabhängigkeit strebenden Provinzen werden solchen der spanisch gebliebenen Provinzen vergleichend gegenübergestellt und in eine diachron angelegte Darstellung geordnet. Variationen und Transformationen des rhetorischen Reportoires werden erhellt, ebenso das kreative Spannungsfeld von Rhetorik und Geschichtsschreibung. Ein Corpus von ca. 80 Reden und ihren Autoren wird dem Leser im Anhang bio-bibliographisch erschlossen. Es bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für weitere Forschungen.
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