Wer die sich in Journalen und neuen Geselligkeitszirkeln entfaltende Dialogkultur als Signum der Aufklärungsepoche ansieht, wird Bodmers spielerische, um poetische aemulatio bemühte Beiträge zur Literaturkritik als besondere Facette seiner schillernden Persönlichkeit wahrnehmen. Dazu zeigt die Forschungsliteratur, dass trotz der Präsenz Bodmers in den literarischen Zeitschriften seiner Zeit die diversen Konkurrenzverhältnisse bislang noch nicht gründlich erforscht worden sind, in denen sich der Zürcher mit seinen Dichterkollegen v.a. in Deutschland sah. Bodmers Position im Netzwerk der europäischen Streitkultur und Literaturkritik, die sich in der Auseinandersetzung zwischen Leipzig, Berlin und Zürich entwickelte, wird anhand der immanenten Textanalyse seiner poetischen Palimpseste neu situiert. Mit einer literarhistorisch systematisierenden Fragestellung werden diese originellen dichterischen Literaturkritiken vor dem historischen Hintergrund der Querelle des anciens et des modernes und des sich zu der Zeit parallel entwickelnden satirischen und humoristischen Romans in den Blick genommen und nach den Modellen Jean Starobinskis zur relation critique sowie jenen der Konstanzer Schule textimmanent interpretiert.
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