Die an Kontroversen reiche Geschichte der Wissenschaften duerfte keine Auseinandersetzung kennen, die heftiger und einschneidender war als der Streit um das heliozentrische Weltbild. Mehr noch als die Wissenschaftliche Revolution des 17. Jahrhunderts ist der zeitgleiche Siegeszug des Copernicanismus zum Sinnbild einer im Zeichen von Wissenschaftlichkeit und Rationalität beginnenden Moderne geworden. Was nun aber, wenn die Geschichte dieser Auseinandersetzung allein von ihren Siegern geschrieben wurde? Der äEkstatische Reiseberichtô des Jesuiten Athanasius Kircher verschafft einen anderen Blickwinkel. Mit seiner literarischen Weltraumreise liefert der Universalgelehrte ein äneues Systemô, gestuetzt auf heute fast vergessene Quellen. Die hiervon ausgehenden Rekonstruktionsversuche spannen einen Bogen von Copernicus ueber Galilei und Hooke bis ins 18. Jahrhundert. Sie zeigen infolge der Kontroverse verursachte Brueche sowohl in unserem Geschichtsbild als auch im damaligen Wissenschaftsverlauf. Wir sehen, wie dieser Weltbildstreit fast zwei Jahrhunderte hindurch von beiden Seiten wissenschaftlich und rhetorisch ausgetragen, teils ernuechternd, teils auf ungeahnt hohem Niveau gefuehrt wurde, und dies mit ueberraschenden Wendungen. 2007 ausgezeichnet mit dem äPrix des jeunes historiensô der Académie Internationale d'Histoire des Sciences, Paris .
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