Im Zentrum der Reihe Staatsverstandnisse steht die Frage: Was lasst sich den Ideen fruherer und heutiger Staatsdenker fur ein zeitgemaaes Verstandnis des Staates entnehmen? Kaum ein Denker hat die zeitgenossische Staatstheorie so stark provoziert wie Giorgio Agamben. Sein auf mehrere Bande angelegtes Homo-sacer-Projekt gehort zu den originellsten und meistdiskutierten Werken in der politischen Philosophie der letzten zwei Jahrzehnte. Die von ihm gepragten Figuren wie die des nackten Lebens, des Ausnahmezustands und des homo sacer, seine Reformulierung des Biopolitik-Begriffes, seine Kritik der Menschenrechte und seine These vom Lager als "nomos der Moderne" sind mittlerweile in den Kernbestand der radikalen Staatskritik eingegangen. In mehreren, oft drastischen politischen Interventionen hat Agamben keinen Zweifel daran gelassen, dass er eine grundlegende Neukonzeption der modernen politisch-juridischen Normalitat fur dringend notwendig halt. Indem er die geschichtlichen Ursprunge und die traditionellen Funktionsweisen von politischen Kategorien freilegt, will er Auskunft auch uber ihre gegenwartige Akzeptabilitat erlangen. Dabei kommt er meistens zu einem negativen Ergebnis: Wer sich etwa des Begriffs der Souveranitat weiterhin kritiklos bedient, so kann das Ergebnis von Agambens Analysen zusammengefasst werden, "weia buchstablich nicht, wovon er redet" - mit potentiell katastrophalen praktischen Konsequenzen.
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