Unter den vielbeschworenen "Frauen um Goethe", die als "Musen" in Goethes Werk ein poetisches Echo gefunden haben, waren gleich mehrere literarisch produktiv. Für die Dichterinnen Charlotte von Stein, Marianne von Willemer und Bettina von Arnim ist Goethe dabei nicht nur gemeinsames biographisches, sondern auch das verbindende poetologische Element: Anders als Goethes Schwester Cornelia (die den Bruder aus ihrem literarisierten Tagebuch dezidiert herausschreibt) binden sie Goethe als Mensch und als Dichter bewusst in den eigenen Text ein. Sie karikieren seine Person und parodieren seine Werke, sie spielen auf seine Gedichte an und zitieren seine Briefe, variieren vorgefundene Motive und gestalten sowohl den gewünschten als auch den kritisierten Goethe als literarisches Abbild.
Die vergleichende Untersuchung zeigt in Einzelanalysen diese dichterische Vereinnahmung Goethes in all ihren Facetten auf und weist nach, wie hinter der poetischen Auseinandersetzung mit Goethes Person und Werk das Ringen der drei so verschiedenen Autorinnen um die eigene Identität aufscheint. Die je unterschiedlichen Methoden des buchstäblichen Herbei-Zitierens, der dichterischen Einverleibung Goethes in den eigenen Text in Form literarischer Karikatur, mittels intertextueller Anspielung oder interpolierter Briefe werden so als Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle als Dichterin und Frau lesbar.
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