In der Öffentlichkeit werden Neuemissionen in erster Linie unter Renditeaspekten und damit aus Sicht des Anlegers diskutiert. Die Frage nach den Motiven des Börsengangs wird dagegen nur selten gestellt, obwohl eine nähere Untersuchung der Motivlage auch für die individuellen Anlageentscheidungen von großer Bedeutung wäre. In der vorliegenden Arbeit geht es insbesondere um die Frage, warum sich gerade innovative Wachstumsunternehmen für eine Publikumsfinanzierung und gegen eine Privatplatzierung der Anteile entscheiden.Dabei werden zunächst die verschiedenen denkbaren Motive eines Börsengangs unter Beachtung der Spezifika des Innovationsprozesses theoriegestützt untersucht. Anschließend werden die theoretischen Überlegungen im Rahmen einer umfassenden Untersuchung der Börsenneulinge am Neuen Markt und in anderen deutschen Marktssegmenten einer empirischen Überprüfung unterzogen.Die Auseinandersetzung mit den wesentlichen finanzierungstheoretischen Arbeiten zeigt, dass die Vorteile eines Börsengangs letztlich auf der breiten Anteilsstreuung, der Informationsaggregation in den Sekundärmarktpreisen sowie der Unmittelbarkeit der Kapitalvergabebeziehung beruhen.Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung lassen zwei sich gegenseitig ausschließende Motive eines Börsengangs als besonders bedeutsam erscheinen: Offensichtlich erfüllt der Börsengang bei innovativen Wachstumsunternehmen teilweise andere Funktionen als bei etablierten Unternehmen. So gibt es auf der einen Seite Unternehmen, in denen die bisherigen Kontrollaktionäre eine Möglichkeit suchen, anstehende Investitionen extern zu finanzieren, ohne dabei eine Einschränkung der Verfügungsmacht über die betrieblichen Ressourcen hinnehmen zu müssen. Zu dieser Gruppe sind tendenziell die Emittenten am Neuen Markt zu rechnen. Auf der anderen Seite existieren (zumeist etablierte) Unternehmen, in denen die bisherigen Kontrollaktionäre einen Börsengang als erste Stufe einer vollständigen Veräußerung der Anteile nutzen.
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