Es gibt eine Vielzahl germanistischer Studien zum Themenkomplex »Streit/Streitkultur«. Die Anfänge des medial vermittelten Streitens in der Volkssprache sind bisher aber nicht von literaturwissenschaftlicher Seite untersucht - anders als etwa von der historischen Dialoganalyse. Diese Lücke soll mit diesem Buch geschlossen werden. Deswegen stehen in seinem Zentrum rhetorikgeschichtliche Studien zu den Religionsstreitigkeiten des 16. Jahrhunderts. Im ersten Teil wird aus den Streitschriften selbst - sie sind als Textsorte der Polemik nicht Gegenstand rhetorischer Lehrbücher - deren rhetorische Physiognomie entwickelt. Es folgen drei darstellende Einzelfalluntersuchungen: 1. Der Streit um Martin Luthers »Adelsschrift« (1520), 2. der zunächst lateinisch, dann deutsch geführte Streit um Friedrich Staphylus' »Theologiae Martini Lutheri Trimembris Epitome« (1558), 3. der Streit um Lucas Osianders »Warnung Vor der Jesuiter blut durstigen Anschlägen« (1585). Im zweiten Teil wird nach den Intentionen und Dimensionen der Religionsstreitigkeiten gefragt und eine kulturhistorisch-soziologische Einordnung vorgenommen. Im dritten Teil werden exemplarisch Konversionsberichte, Predigten, katechetische Texte, Lieder, Gebete und das Theater im Hinblick auf ihr religionspolemisches Potential untersucht. Abschließend wird ein Ausblick auf den Fortgang der Religionsstreitigkeiten im 17. Jahrhundert gegeben.
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