Sammlungen von Exempeln, Fabeln, Sprichwörtern und Schwänken bestimmen zu einem wesentlichen Teil den volkssprachlichen Buchmarkt des 16. Jahrhunderts und spiegeln das Bedürfnis breiter Bevölkerungsschichten nach Bildung, Erbauung und Unterhaltung wider. In der Regel sind diesen Sammelwerken Vorreden vorangestellt, die in der Tradition der mittelalterlichen Prologe den ersten Kontakt zum Leser aufnehmen und ihn darüber informieren wollen, wer was warum und für wen geschrieben habe. Die vorliegende Arbeit stellt eine repräsentative Auswahl von Vorreden zusammen und dokumentiert, bezogen auf die einzelnen Gattungen, ihre Inhalte und Themen, wobei es der breit angelegte Vergleich ermöglichen soll, jede Vorrede im Kontext anderer Vorreden zu sehen und das Konventionelle und Topische vom Individuellen und Besonderen zu unterscheiden. Deutlich wird daran, daß die Vorreden nicht nur zum Verständnis des einzelnen Werkes, in das sie einführen, beitragen, sondern darüber hinaus Antwort geben auf grundlegende Fragen nach dem zeitgenössischen Verständnis von Aufgabe und Funktion der Literatur, nach dem Verhältnis von delectatio und utilitas oder nach der Bedeutung des Sammelns und Tradierens überlieferter Stoffe. Die Literaturtheorie der Frühen Neuzeit findet ihren Niederschlag nicht zuletzt in den Vorreden zu Kompilationswerken wie Luthers Fabelsammlung, Johannes Agricolas Sammlung von Sprichwörtern, dem "Promptuarium Exemplorum" des Andreas Hondorff oder Hans Wilhelm Kirchhofs "Wendunmuth". Zugleich lassen diese Texte, die immer auch eine werbende und die Arbeit des Herausgebers legitimierende Funktion haben, Rückschlüsse zu auf den Erwartungshorizont des Publikums und die Rezeption der Werke. In die Betrachtung einbezogen wurde die Gattung Schwankroman von Strickers "Pfaffen Amis" bis zu Johann Fischarts "Eulenspiegel Reimensweiß". Ein umfangreicher Textanhang macht einen Teil der schwer zugänglichen Vorreden der Exempel- und Prodigiensammlungen des 16. Jahrhunderts verfügbar.
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