Futurischen Zeichen wird unterstellt, sie seien geprägt vom Beigeschmack des nicht Erfahrenen, des Unsicheren. Deshalb verhielten sie sich sprachlich anders als solche mit Vergangenheits- oder Gegenwartsbezug. Wie sich zeigt, kann man auf dieses Axiom auch verzichten und dennoch eine Erklärung liefern, warum Futurität in der Sprache eigenen Gesetzen untersteht.
Der Untersuchung unterliegt ein Modell, das den diachronen und synchronen Zusammenhang kategorialer Werte (Aktionalität, Aspektualität, Temporalität und Modalität) erfaßbar macht. Es dient dazu, diese Korrelation bei den futurischen Formen des Französischen, auch unter sprachvergleichender Perspektive, analytisch sowie register- und kontextabhängig statistisch nachzuzeichnen. Das futurische Präsens erweist sich dabei nicht, wie oft angenommen, als zunehmend in futurische Funktion einrückend, sondern als aus einem weitergehend futurischen Funktionsbereich abgedrängt. Für das synthetische und das weniger grammatikalisierte periphrastische Futur ergibt sich, daß deren aspektuelle, temporale und modale Werte primär auf die Wechselwirkung eines diachronen Restwertes mit verschiedenen Prädikatklassen zurückgehen. Am Ende steht die Hypothese, daß das sogenannte futur simple gar kein Futur, sondern ein je unterschiedlich reanalysierter perfektiver Aspekt ist. Das futur périphrastique, eigentlich der bessere Kandidat für ein ordentliches Futur, ist noch nicht weit in diese Funktion eingerückt - weit genug jedoch, um eine Restriktion des futuristischen Präsens auszulösen. Kennzeichnend für den futurischen Bereich erscheint am Ende nicht eine modale, sondern eine perfektive Grundierung. Mit dieser Tendenz zur Monoaspektualität kann die Spezifik futurischer Referenz erklärt werden, und sie erweist sich zudem als pragmatisch begründbar.
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