Das Johannesevangelium ist durch die haufige Erwahnung von Zeugen, Anklagen, verhorartigen Befragungen und anderen Bestandteilen eines Gerichtsprozesses stark von forensischen Termini und Motiven des Rechtsstreites gepragt. Doch weshalb fehlt gerade in diesem Evangelium ein formeller Prozess vor dem judischen Synedrium? Durch eine detaillierte narrative Untersuchung zeigt Benjamin Lange, dass bereits die erste Halfte des Evangeliums einen metaphorischen Prozess entfaltet. Dieser enthalt nicht nur alle Bestandteile eines Gerichtsprozesses, sondern findet auch auf einer doppelten Ebene statt, bei der einerseits Jesus, andererseits die Welt vor Gericht stehen. Die damit verbundenen konfliktaren Rollenbelegungen spitzen sich auf das Paradoxon des angeklagten Richters zu und sind fest in der christologischen Zielsetzung des Evangeliums verankert, indem sie den Lesenden zum Glauben an Jesus als Christus und Sohn Gottes fuhren.
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