Antike griechischsprachige Literatur war in der Regel Klangkunst - die Werke wurden vor Publikum vorgelesen. Solche Texte fuhrten ein Doppelleben: Sie waren schriftlich fixiert und wurden immer wieder neu akustisch realisiert. Darin sind sie musikalischen Kompositionen vergleichbar, mit denen sie sich auch ihre formalen Hauptmerkmale Wiederholung und Variation teilen. Christine Oefele macht sich das Konzept des Partiturlesens zunutze, um im Anschluss an Hans Robert Jauss eine Hermeneutik zu prasentieren, die bei der Interpretation der Evangelien von deren akustischer Gestalt ausgeht. Im Ruckgriff auf musikwissenschaftliche Methoden entwickelt sie die Repetitionsanalyse, mit der sie die Komposition des Markusevangeliums untersucht und beschreibt. Auf dieser Basis kommentiert sie dessen erste Halfte, wobei die schrittweise Entwicklung und die Interdependenz der markinischen Hauptthemen Christologie und Nachfolge deutlich werden.
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