Ohne sich uber das Verstandnis von Gegenwart Klarheit zu verschaffen kann man auch die Rede von Gottes Gegenwart nicht verstehen. Was heisst es, dass etwas oder jemand gegenwartig ist? Und in welchem Sinn kann man sagen oder bestreiten, dass Gott gegenwartig ist? Dass Gott der ist, ohne den nichts anderes gegenwartig ware, ist ein Kerngedanke des Bekenntnisses zum Schopfer. Aber was ist unter Gegenwart zu verstehen? Daruber besteht keine Einigkeit. Ingolf U. Dalferth untersucht diese Frage in funf Gedankengangen uber Gegenwart, Anwesenheit und Abwesenheit, Gegebensein und Gegenwartigkeit, Wahrnehmung und Wahrnehmung Gottes. Er zeigt, dass Gegenwart keine Eigenschaft von Ereignissen oder des Erlebens von Ereignissen ist, sondern Teil unserer Orientierungsstrategie in den Zeitstrukturen der Lebens- und Ereigniswelt. Zeit ist immer die Zeit von Ereignissen und Ereignisfolgen. Sie gabe es auch, wenn es uns nicht gabe. Von der Gegenwart lasst sich das nicht sagen. Zeit gibt es ohne uns, Gegenwart nur mit und durch uns. Und beides nicht ohne die Gegenwart Gottes.
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