Die Lyrik der Archaik war weitaus mehr als eine lediglich der Unterhaltung dienende Poetik. Sie stand in enger Beziehung zum sozialen und politischen Leben der Poleis. Dieser pragmatische, kontextabhangige Charakter der archaischen Lyrik fuhrt zu der Frage, welche konkrete Rolle Dichtung und Dichter in ihren jeweiligen Poleis spielten und welchen Einfluss Dichtung tatsachlich auf ihre Zuhorer gehabt haben kann. Agnes von der Decken stellt die These auf, dass mittels Lyrik immer auch sprachlich gehandelt wurde: Sie untersucht, inwiefern archaische Lyriker an Aushandlungsprozessen in Bezug auf kriegerische wie politische Geschicke ihrer Polis teilnahmen. Hierzu wendet sie auf neuartige Weise die linguistische Sprechakttheorie auf polisbezogene Lyrik an. Durch die Sichtbarmachung des Handlungscharakters der Sprache konnen dadurch Ruckschlusse auf den soziokulturellen Kontext der Auffuhrungssituation gezogen werden, da Sprechakte stets einen solchen voraussetzen, um zu funktionieren. Durch diesen interdisziplinar ausgerichteten Forschungsansatz leistet von der Decken einen neuartigen Beitrag zur Erschliessung des ausserliterarischen Kontextes der archaischen Lyrik.
show more...Just click on START button on Telegram Bot