Was macht das Besondere der menschlichen Lebensform aus? Wie können wir es verstehen, dass unsere Art wie alle anderen natürlich evolviert ist und dennoch als einzige Art die Fähigkeit entwickelt hat, unter dem Anspruch der Freiheit und in reflexiver Distanz zu handeln, damit aber die Umwelt auf eine Welt hin zu transzendieren? Jung argumentiert, dass sich diese Fragen nur beantworten lassen, wenn man philosophische, evolutionstheoretische und kognitionswissenschaftliche Ansätze aufeinander bezieht. Der Schlüssel hierfür ist der Begriff der Bedeutung. Alle Lebewesen erfassen ihre Umwelt im praktischen Umgang mit ihr als bedeutsam. Auch der Geist des Menschen ist essentiell verkörpert und basiert auf erlebten Bedeutsamkeiten. Die Fähigkeit zur symbolischen Artikulation und kulturellen Weiterentwicklung solcher Lebensbedeutungen erlaubt es ihm aber auch, die lokale Umwelt zu transzendieren und dabei Werte, Normen und objektive Geltungsansprüche zu entwickeln. Eine zeitgemäße Anthropologie muss in der Lage sein, diese qualitativen Besonderheiten des menschlichen Geistes als Resultate von Naturprozessen verständlich zu machen. Sie verbindet methodischen Naturalismus mit Offenheit für die Transzendenz des Geistes über die Umwelt. Damit leistet der Autor einen wichtigen Beitrag zu einem nichtreduktionistischen Verständnis des Menschen, das Leib und Geist nicht dualistisch trennt, sondern ihre spannungsvolle Einheit sichtbar macht.
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