Komplexe Zusammenhänge bildlich auszudrücken, ist seit jeher ein menschliches Bestreben. Allegorie und Personifikation sind vor allem in der mittelalterlichen Literatur gängige Verfahren, um Wissen und abstrakte Sachverhalte zu konkretisieren und zu verkörpern. Gisela Seitschek klärt die Entwicklung allegorischer Literatur im Mittelalter ausgehend von einer historisch-systematischen Übersicht mit besonderem Augenmerk auf den Autoren Alanus ab Insulis, Guillaume de Lorris, Jean de Meun, Dante Alighieri und Geoffrey Chaucer. Mit in den Blick rückt dabei vor allem die mittelalterliche Bibelexegese, entwickelt sich doch die allegorische Literatur im wesentlichen aus der hermeneutischen Methode des vierfachen Schriftsinns. Die zentrale These lautet somit, daß die Allegorie, die ursprünglich aus der Theologie stammt, im »Rosenroman« profaniert und in Dantes »Divina Commedia« re-theologisiert, d.h. erneut in einen religiösen Kontext eingeschrieben wurde. In der Folge findet bei Chaucer wiederum eine Re-Profanierung statt.
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