Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine vorwiegend historische und textimmanente Interpretation der 1776 erschienenen "Philosophy of Rhetoric" des Schotten George Campbell. Nachdem die bisherige Diskussion vor allem um eine philosophie- und rhetorikgeschichtliche Verortung des Buches bemüht war, nimmt sich diese Studie zum Ziel, den tragenden Grundgedanken des Werkes selbst freizulegen. Die Interpretation leitende These ist, daß es sich bei der "Philosophy of Rhetoric" um eine Begründung rhetorischer Wirkungskraft aus dem Geist des Empirismus handelt. Dabei wird der aus der empiristischen Philosophie David Humes stammende und für Campbell zentrale Begriff der vivacity im Rückgriff auf die antike Rhetoriktheorie als evidentia interpretiert. Die Rolle der evidentia für alle rhetorischen Wirkungsdimensionen wird in enger Anlehnung an den Text und in Auseinandersetzung mit den klassischen Rhetoriken von Aristoteles, Cicero und Quintilian gezeigt. Es zeigt sich, daß Campbell die empiristische Überzeugung vom Primat der Sinnlichkeit im Erkenntnisprozeß auf den rhetorischen Überzeugungsvorgang überträgt und die Wirkungskraft von Logos, Ethos, Pathos und Elocutio in einem anschaulichen Vor-Augen-Führen sieht.
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