Theodor Fontane war von 1860 bis 1870 Redakteur der Preußischen Zeitung, der sog. "Kreuzzeitung", in Berlin. Seine "unechten Korresponenzen", die er in großer Zahl für das konservative Blatt verfasst hat, spiegeln die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse im Europa der Zeit. Den Stoff dazu entnahm er vorzugsweise lithographierten Berichten deutschsprachiger Korrespondenzbüros sowie in- und ausländischen Zeitungen, die er in Berlin las und so auswertete, als säße er am Ort des Ereignisses selbst. Berichtet hat er vor allem aus Großbritannien, gelegentlich auch aus anderen europäischen Ländern.
Die Forschung hat Fontanes Jahrzehnt bei der Kreuzzeitung lange vernachlässigt. Ursächlich dafür scheint außer der ungünstigen Quellenlage Fontanes Bemühen zu sein, diesen Lebensabschnitt aus seiner eher liberalen Alterssicht zu bagatellisieren. Seine Beiträge in der Kreuzzeitung zeigen dagegen deutlich, dass er zu jener Zeit ein überzeugter Konservativer war und insbesondere eine große innere Nähe zum Denken und Handeln Bismarcks hatte. So geben diese Korrespondenzen dem bisher diffusen Bild des Fontaneschen Konservatismus schärfere Konturen.
Die mit reichem Bildmaterial ausgestattete Edition der "unechten Korrespondenzen" gibt Anreiz zum Nachdenken über den politischen Zeitzeugen Theodor Fontane.
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