Im Mittelpunkt dieser historisch-hermeneutischen Studie steht Marsilio Ficinos 1469 veröffentlichter Symposion -Kommentar De amore, der als Synthese des ficinianischen Platonismus bezeichnet werden kann und zugleich als Grundtext der Liebestheorie der europäischen Renaissance. Der Frage nach den Intentionen Platons im Symposion wird ebenso große Bedeutung eingeräumt wie der Wendung, welche die philosophische Figur des Eros in Plotins Enneade III 5 nimmt, auf die Ficino rekurriert. Dabei werden auch und gerade die Differenzen benannt, die Ficinos Platonismus von Platon trennen. Ficinos Version des Platonismus, wie er sie in De amore entwickelt, gewinnt beispielsweise in seinem an Lukrez anknüpfenden Interesse für naturphilosophische Fragen der Liebestheorie Gestalt, das selbst wiederum als Antwort auf die Fragen zu begreifen ist, die der volkssprachliche Diskurs über die Liebe dem Ausleger des Symposion vorgaben. Dass Ficinos Kommentar gerade auf diesen Wissensdiskurs der Laien als Rezeptionskontext zielt, kann an zahlreichen Einzelbeobachtungen belegt und interpretatorisch fruchtbar gemacht werden. Ein detailreiches Stück Humanismusforschung und zugleich ein origineller Beitrag zu einer Geschichte der Liebe in philosophischer Hinsicht.
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