Die aktuelle Pluralisierung der europäischen Gesellschaften lässt nach den Wurzeln von europäischen Identitäten, Traditionen und kulturellen Ressourcen fragen. Eine maßgebliche Rolle für die Formierung der heterogenen Kulturen Europas spielen die drei Religionen des Judentums, Christentums und Islams, die sich exemplarisch in der Figur eines Stammvaters treffen, der verschieden benannt und verstanden wurde: Avraham, Abraham oder Ibrahim. Schon die Namensgebung macht das Zusammenwirken von Einheit und Verschiedenheit fassbar: Die verschiedenen Aneignungen dieses Erbes haben je eigene Kulturen hervorgebracht, die lange in einem Gegen- wie Miteinander bestanden. Konkurrenz, Konflikt und Koexistenz werden hier als konstante Faktoren religiöser, politischer und kultureller Entwicklung im mittelalterlichen Europa erkennbar, das ein transkulturelles Umfeld des steten Austauschs darstellt und zugleich „Konfrontationskulturen“ beherbergt. In diesem Spannungsfeld entstanden Begegnungsräume und hybride Lebensformen, mit denen sich spezifische Momente der europäischen Kulturen herausbilden konnten. Die hier versammelten Beiträge des 15. Symposiums des Mediävistenverbands beleuchten im interdisziplinären Dialog die Bandbreite dieser Dynamik.
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