Ab 1906 erschienen unter der Leitung des Kulturphilosophen Paul Hinneberg im Leipziger Teubner-Verlag die ersten Bände einer ehrgeizigen Enzyklopädie: "Die Kultur der Gegenwart, ihre Entwicklung und ihre Ziele" lautete der Titel dieser systematisch aufgebauten Gesamtdarstellung der Gegenwartskultur. Ernst Troeltsch oblag die Abfassung des Abschnittes über Protestantisches Christentum und Kirche in der Neuzeit, der 1906 in erster Auflage erschien und 1909 in einer stark erweiterten zweiten Auflage, die 1922 noch einmal unverändert abgedruckt wurde. Im vorliegenden Band wird Troeltschs Studie erstmals als separate Buchausgabe präsentiert. Troeltsch rekonstruiert in dieser Abhandlung die Entwicklungsgeschichte des Protestantismus von der Reformation bis in die Gegenwart. Als Leitfaden dient ihm die Unterscheidung zwischen einer altprotestantischen Epoche, die stärker dem Mittelalter angehört, und der neuprotestantischen Epoche, die er eher der aufgeklärten Neuzeit zurechnet. Troeltsch macht die epochalen Differenzen durchsichtig, indem er insbesondere die Wandlungen in den Kulturbeziehungen und damit in der Kulturbedeutung des Protestantismus herausstreicht. Dieser Beitrag in der "Kultur der Gegenwart" begründete Troeltschs Ruhm als Kulturtheoretiker des Neuprotestantismus.
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