Michael Hißmann gehört zu den großen Unbekannten der deutschsprachigen Spätaufklärung in den 1770er und 1780er Jahren. Diese Position gründet vor allem in der materialistischen Konzeption, die der Philosoph im Kontext der Göttinger empiristischen Schule entwarf. Der seit der Mitte 18. Jahrhundert europaweit intensiv diskutierte Materialismus konnte sich in der deutschsprachigen Philosophie der Spätaufklärung schwerer durchsetzen als etwa in England oder Frankreich, da sich in ihr der Einfluss des Leibnizschen und Wolffschen Rationalismus als dominierend erwies. Vor diesem materialismuskritischen Hintergrund wird die affirmative Aufnahme und systematische Ausarbeitung eines Materialismus durch Michael Hißmann besonders auffällig, und sie wurde daher von vielen Zeitgenossen argwöhnisch begleitet. Die Forschung hat sich bisher weder mit der spezifischen Rezeption des Materialismus durch Michael Hißmann noch gar mit dessen eigener materialistischer Philosophie befasst. Auf den Feldern der Psychologie, der Anthropologie, der Metaphysik, der praktischen Philosophie, der Geschichtswissenschaften und Poetik suchte der Göttinger Philosoph seine materialistische Grundlagentheorie zu realisieren.
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