Die Beiträge dieses Sammelbands gehen auf eine im Herbst 2010 durchgeführte Tagung im schlesischen Katowice zurück, auf der vorwiegend polnische und deutsche Literatur- und Filmwissenschaftler sich mit den Zeugnissen der Auseinandersetzung mit Krieg und Holocaust in ihren beiden Ländern beschäftigten. Im Mittelpunkt der Beiträge stehen literarische Texte und Filme aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs bis in die unmittelbare Gegenwart. In einigen Fällen bilden unpublizierte Dokumente (z. B. Lagererinnerungen) oder pseudodokumentarische Werke (z. B. NS-Propagandafilme) den Gegenstand. Das Interesse gilt der Erschließung sowohl ganzer Oeuvres (u. a. Hebert Achternbusch, W. G. Sebald) als auch von Einzelwerken (u. a. Thomans Manns "Doktor Faustus", Verfilmung von Heinrich Bölls "Gruppenbild mit Dame") oder allgemeineren thematischen Komplexen (Desertion, Widerstand, Überleben) und gattungsbezogenen Fragestellungen (Feldpost, Kriegsroman, Mythos). Einige Beiträge bieten informative Überblicke etwa über den Nachkriegsfilm in den verschiedenen Besatzungszonen und seine ambivalente Beziehung zur vorangegangenen Filmästhetik oder die Blüte des deutschen Weltkriegsfilms zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Hierher gehört auch die kritische Musterung der frühen DDR-Literatur, die aus ideologischer Präokkupation den Holocaust bis in die 1960er Jahre weitgehend ausblendete, und der Vergleich von Texten deutscher und polnischer Autoren über Besuche in Auschwitz. Nicht zuletzt eröffnen einige Detailstudien neue Perspektiven auf bislang wenig beachtete (literatur-)politische Schlüsselpositionen (Emil Ludwig) oder verdrängte biographische Problemzonen (Hans Egon Holthusen). Ein verbindendes Element ist die Reflexion auf die Darstellbarkeit der historischen Ereignisse, deren extreme Erfahrungen immer auch die Frage nach der Legitimität und Möglichkeit der künstlerischen Gestaltung aufwerfen.
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