Die nationalen und bündnisinternen Entscheidungsprozesse auf dem Weg zum Atlantischen Bündnis vor dem Hintergrund beunruhigend empfundener Bedrohungsvorstellungen geben in multinationaler Perspektive auf teils neu erschlossener Quellengrundlage umfassend Einblick in die höchst unterschiedlichen Interessen und Motive, aus denen sich die internationalen und nationalen Akteure auf eine solidarische Allianz einließen. Die bündnispolitische Konsensfindung forderte von ihnen außergewöhnliche Modalitäten und Verfahrensweisen, die Berücksichtigung wirtschafts- und finanzpolitischer Gegebenheiten, Beachtung verteidigungspolitischer und militärstrategischer Bedingungen, hohes Einfühlungsvermögen in mentalitätsgeschichtliche Denkmuster, die Überwindung ideologischer Vorbehalte sowie ein Gespür für innen-, partei- und gesellschaftspolitisch notwendige Rücksichten. So wird verständlich, warum unter dem vorrangigen Vorbehalt weitgehender Bewahrung nationaler Souveränität Kosten und Nutzen sowie Chancen und Risiken wachsam abzuwägen waren, um eine tragfähige transatlantische Friedensordnung zu gestalten, die kosteneffiziente kollektive Sicherheit versprach. Als die Nordatlantische Allianz aus der Taufe gehoben wurde, trug sie diesem Spannungsverhältnis zwischen nationalem Selbsterhalt und Bündnissolidarität durch eine anpassungs- und wandlungsfähige Vertragsgestaltung erfolgreich Rechnung. Darin liegt eines der Geheimnisse, welche die lange Lebensdauer der NATO schon aus ihren Anfängen heraus verständlich machen.
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