Das "System der Sittlichkeit" (1802/03) stellt die erste Vorform von Hegels Philosophie des Geistes dar. In seinem Versuch einer philosophischen Rekonstruktion der Sittlichkeit fragt Hegel, wie sich das moderne Subjekt in die verschiedenen Sphären des gesellschaftlichen und politischen Lebens integriert. Er sucht nach den Bindungskräften, die das in seiner Persönlichkeit dem Anspruch nach unverletzliche Individuum vor Isolierung und Entfremdung bewahren und ein erfülltes Zusammenleben sowie die Verwirklichung von Freiheit sichern sollen. Hegels Manuskript, das nach heutigem Sprachgebrauch die früheste systematische Gestalt seiner praktischen Philosophie enthält, gilt als einer der schwierigsten Texte der Philosophiegeschichte. Nun liegt erstmals ein durchgehender Kommentar dieses zentralen Werks vor. Das Buch gewährt umfassenden Einblick in Entstehungsbedingungen und Rezeptionsgeschichte sowie Aufbau und Argumentationsgang des Textes und analysiert dessen Bestreben, Philosophie mit Gesellschafts- und Sozialtheorie zu verbinden. Zahlreiche Einsichten, die im "System der Sittlichkeit" erstmals formuliert und hier rekonstruiert werden, gehören heute wie selbstverständlich zum anerkannten Wissensstand. In gewisser Hinsicht nimmt diese frühe Gestalt der Hegelschen Philosophie sogar nachhegelsches Philosophieren vorweg.
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