Die Frage nach der Darstellbarkeit dessen, was sich in seiner Masslosigkeit und Monstrosität jeder Darstellung zu widersetzen scheint, zieht sich unablässig durch Senecas Rachetragödien. Wenn dort grausige Morde penibel inszeniert werden und sich entsetzte und doch faszinierte Blicke von den unsäglichen Geschehnissen nicht lösen können, dann drängt die Gestaltung der bösen Taten deutlich in den Vordergrund und lässt deren Form zum Thema werden. Mit der Planung und Durchf|hrung der Rache zeigen die St|cke zugleich die Genese und Vollendung eines ingeniös-bösen Kunstwerkes. Das vorliegende Buch untersucht, nach welchen Prinzipien die Erscheinungsformen des Bösen so wirkmächtig und treffend gestaltet werden: Im Spannungsfeld von Ordnung und Raserei, von Grenze und Masslosigkeit, von Altem und Neuem erschaffen die Rächer Werke, die produktiv, fruchtbar und zugleich inhärent zerstörerisch sind. Dabei erweist sich vor allem das Paradoxe als ein Grundprinzip der Tragödie und als ein Mittel der Darstellung des Bösen.
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