Das durch die Arbeiten von Karl-Otto Apel und Jürgen Habermas initiierte Forschungsprogramm der Diskursethik hat die Perspektive einer philosophischen Neubegründung der Moral eröffnet. In den letzten zwei Jahrzehnten gab es hierzu eine breite Diskussion, in jüngster Zeit wurden schließlich verschiedene Ausarbeitungs- und Weiterentwicklungsversuche der ursprünglich vorgetragenen Ideen unternommen. Dabei wurden neben den Begründungsproblemen in der neueren Diskussion vor allem die Anwendungsprobleme als methodische Herausforderung empfunden.
In diesem Buch werden erstmals die verschiedenen Versionen und Varianten der Diskursethik, von den ersten Arbeiten der siebziger Jahre bis hin zur Gegenwart, systematisiert, verglichen und auf ihre spezifischen Leistungen hin untersucht: Vor welchen Begründungs- und Anwendungsproblemen steht die Diskursethik, auf welche von ihnen wollten die jeweiligen Autoren reagieren, und schließlich: Haben sie eine überzeugende Antwort gefunden? Aus der Vergewisserung über die (unverkürzten) Aufgaben einer Diskursethik und der Durchsicht der Begründungsprobleme der bisherigen Versionen heraus wird vorgeschlagen, die Diskursethik als ein "kognitivistisches Rahmenkonzept" zu verstehen, welches normativ unterschiedlich stark gefaßt werden kann und das den Rahmen für jedweden Versuch darstellt, praktische Fragen über Gründe zu entscheiden. Auch die meisten philosophischen Ethiken, die gewöhnlich der Diskursethik entgegengesetzt werden, setzen diese daher in einer mehr oder weniger starken Fassung voraus.
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