Zur Psychologie der Aussage: experimentelle Untersuchungen über Erinnerungstreue

Zur Psychologie der Aussage: experimentelle Untersuchungen über Erinnerungstreue

Author
L. William Stern
Publisher
De Gruyter
Language
German
Edition
Reprint 2012
Year
1902
Page
56
ISBN
9783111527567,9783111159331
File Type
pdf
File Size
12.3 MiB

In dieser Arbeit wird das textlinguistische Phänomen der indirekten Anaphorik (Assoziations- bzw. Kontiguitätsanaphorik) erstmalig systematisch in seinem Variantenreichtum als eine Form der kohärenzetablierenden Textreferenz beschrieben und analysiert. Vor dem Hintergrund der modernen Texttheorie wird gezeigt, daß indirekte Anaphern einen Typ der domänengebundenen Textreferenz (d.h. eine von im Vortext aktivierten Wissensrepräsentationen abhängige Verweisform) darstellen und als expliziter Ausdruck impliziter Kohärenzrelationen in Texten zu erklären sind. In Kapitel 1 wird der Stand der Forschung skizziert und gezeigt, daß relevante Aspekte des Phänomens noch nicht hinreichend berücksichtigt und erklärt worden sind. In Kapitel 2 wird ein prozedurales Rahmenmodell für die Behandlung von textueller Referenz vorgestellt. In Kapitel 3 erfolgt die Erörterung der kohärenzstiftenden Funktion indirekter Anaphern. Indirekte Anaphern haben zwei textuelle Referenzfunktionen: Dem Rezipienten signalisieren sie beim Aufbau des Textweltmodells sowohl Aktivierungs- als auch Re-Aktivierungsprozesse. Indirekte Anaphern werden daher in Kapitel 4 als >rhematische Thematisierungen< charakterisiert, da sie sowohl zur textuellen Kontinuität als auch zur Progression in Texten beitragen. Sie stellen eine Form der in Texten systematisch auftretenden referentiellen Unterspezifikation dar, die auf der wechselseitigen Antizipation und Koordination von Wissen bei der Sprachverarbeitung basiert. Die Klassifikation indirekter Anaphern in Kapitel 5 unterscheidet semantische und konzeptuelle Typen danach, in welcher Relation die indirekte Anapher zu ihrem textuellen Bezugselement steht und welches Wissen aktiviert werden muß, um diese Relation etablieren zu können. In Kapitel 6 wird anhand zahlreicher Belege aus natürlich-sprachigen Texten dafür argumentiert, daß die Verarbeitung direkter und indirekter Anaphern (die bislang durch ganz unterschiedliche Prozesse beschrieben wurde) einheitlich in einem Modell erklärt werden kann. Die hier vorgelegte Untersuchung kann somit einen Beitrag zu einem besseren Verständnis der Anaphorik allgemein leisten und tiefere Einblicke in das Phänomen der Textkohärenz liefern.

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