Umkehr der Sinneshierarchie: Herder und die Aufwertung des Tastsinns seit der Frühen Neuzeit

Umkehr der Sinneshierarchie: Herder und die Aufwertung des Tastsinns seit der Frühen Neuzeit

Author
Ulrike Zeuch
Publisher
De Gruyter
Language
German
Edition
Reprint 2012
Year
2000
Page
342
ISBN
9783110936315,9783484630222
File Type
pdf
File Size
19.2 MiB

Leiblichkeit spielt in der theoretischen Begründung postmoderner Ästhetik eine zentrale Rolle. Gesucht wird ein Wahrnehmungssinn, der die durch Rationalität als verloren beklagte unmittelbare und vorbewußte Selbstgewißheit restituiert. Bei der historischen Bestimmung der eigenen Position bezieht man sich u.a. auf Herders Konzeption des Tastsinns. Herder aber nennt einzelne Tastqualitäten als Gegenstände des Tastsinns und nimmt begriffliche Unterscheidungen zwischen sensus communis, Körper, Tastsinn und Gefühl vor, deren sachliche Unterschiede allerdings schwer zu bestimmen sind. Herders Aufwertung des Tastsinns ist demnach nicht primär durch die Suche nach einem Leibgewißheit garantierenden Sinn motiviert. Die Ursachen für diese Aufwertung liegen vielmehr in der frühen Neuzeit; ihrem Nachweis – ein Desiderat in der Forschung – gilt die Untersuchung. Die Suche nach Konstantem an bzw. in der Materie selbst und die Verlagerung der Aufmerksamkeit von der Frage nach der Richtigkeit sinnlicher Wahrnehmung zur subjektiven Gewißheit führen zur fortschreitenden Abwertung der in der Scholastik als >primär sekundären

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