Von der Zweiten Unzeitgemäßen Betrachtung:"Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben" gehen noch immer Impulse für fundamentale Fragen der Gegenwart und Zukunft aus, wie sich am unverminderten Interesse von Philosophen, Kulturwissenschaftlern und Medientheoretikern an der frühen Schrift Nietzsches zeigt. Sie ist Anlass, über Perspektiven historischer Forschung aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts nachzudenken und das spannungsreiche Feld medialer (Re-)Inszenierungen von Geschichte aufzufächern, um Möglichkeiten der (Re-)Konstruktion kollektiver Erinnerung und kultureller Gedächtnisräume auszuloten. Nietzsches Vorstellung vom Unhistorischen und Überhistorischen geben die Folie, vor der sich moderne Diskurse über die Bandbreite geschichtlicher Gewissheiten profilieren und/oder tiefgehende Irritationen analysiert werden, die als Folgen gestörter Schnittmengen zwischen Historie und Medien längst Platz gegriffen haben. Dementsprechend konzentriert sich der Band auf Themen, denen es um diese Schnittmengen geht. Dabei werden die Begriffe ‚Geschichte’ und ‚Medien’ weit gefasst: von der Herkunft zur Zukunft, von der Kontinuität/ Diskontinuität zum Archäologischen, vom Medium Schrift zu den Medien Körper und Traum. Weiter gelesen mit der Optik der Psycho-Physiologie, der späten Affektenlehre Nietzsches, öffnet sich das Thema der psycho-kulturellen Fundierung philosophie-kritisch verstandener Geschichte.
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