Mit dem 1348 in Bologna entstandenen Prachtcodex, der hier erstmals vollständig präsentiert und dokumentiert wird, erhält eine für die Rezeption des antiken Mythos entscheidende Phase zwischen Mittelalter und Renaissance ein vollkommen neues Profil.
Der Text, der Ovidius moralizatus des Petrus Berchorius, der 1340 in Avignon geschrieben wurde und schnell große Verbreitung fand, unternimmt eine systematische Allegorese der Metamorphosen, die auf die aktuelle Situation in Kirche und Gesellschaft abzielt. Der exzeptionelle Miniaturenzyklus verrät ein ausgeprägtes Natur-Interesse und entwickelt daraus eine phantasievolle Ikonographie der Verwandlungen. Zugleich ist hier ein neues emotional-menschliches Ovidverständnis zu fassen.
Die Wiedergabe und Analyse der Bilder sowie die kritische Edition, Übersetzung und Kommentierung des Berchorius-Textes werden durch literarische und kunstgeschichtliche Vergleichsstudien kontextualisiert, so dass ein umfassendes Bild von der prominenten Rolle des antiken Mythos in den intellektuellen Debatten des 14. Jahrhunderts an den kulturellen Zentren Europas entsteht.
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