Aus dem Alten Orient sind fast gar keine Quellen über 'gewöhnliche' Ehe- und Hausfrauen überliefert, da ihre alltägliche Arbeit keiner Aufzeichnung bedurfte und ihr gesellschaftlicher Status zu gering für andere Formen der schriftlichen Verewigung war. Das zu Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. auf Sumerisch verfasste Streitgespräch 'Zwei Frauen B' stellt dabei eine Ausnahme dar: es ist das einzige altorientalische Literaturwerk, in dem 'gewöhnliche' Frauen als Protagonistinnen fungieren.
Aufbauend auf der ersten philologisch-kritischen Edition von 'Zwei Frauen B' widmet sich vorliegende Studie der umfangreichen sprachlichen, rhetorisch-stilistischen und historischen Analyse dieses Schlüsseltextes. Es wird gezeigt, dass das literarisch wie didaktisch hochkomplexe Werk die Eignung der Protagonistinnen zur Frau verhandelt – zunächst im Rahmen eines spielerisch begonnenen Streitgesprächs und schließlich vor Gericht.
Verfasst und rezipiert im Rahmen der meist Männern vorbehaltenen höheren Schreiberausbildung bietet 'Zwei Frauen B' somit nicht nur einzigartige Einblicke in das Prozessrecht der altbabylonischen Epoche, sondern auch den ältesten literarischen Gender-Diskurs der Menschheitsgeschichte.
Die Arbeit ist mit folgenden Preisen ausgezeichnet worden:
- Dissertation Prize of the International Association for Assyriology (IAA), 2018.
- Johannes Zilkens-Promotionspreis der Studienstiftung des deutschen Volkes für herausragende Arbeiten im Bereich der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, 2019.
Just click on START button on Telegram Bot