Wie reagierten adlige Gutsbesitzer in der Mark und späteren Provinz Brandenburg auf die Verfassungsplanungen für die preußische Monarchie zu Beginn des 19. Jahrhunderts? Bislang ist die Geschichtsschreibung meist davon ausgegangen, dass sie die Pläne grundsätzlich bekämpft und vormoderne Herrschaftsstrukturen verteidigt hätten. Karsten Holstes Untersuchung verdeutlicht nun, dass ihre Politik weder von vornherein verfassungsfeindlich ausgerichtet war noch uneingeschränkt auf den Erhalt der überlieferten ständischen Ordnung zielte. Der Autor betrachtet die Auseinandersetzungen um Verfassung und politische Repräsentation als Arena, in der adlige Gutsbesitzer nicht nur mit anderen Akteuren um politische Einflussmöglichkeiten rangen, sondern zugleich versuchten, ihren Anspruch auf Anerkennung als relevante politische Kraft in neuer Form zu begründen. In ihrer Argumentation lässt sich ein tiefgreifender Bedeutungswandel von Adel, Ständen und Gutsbesitz nachweisen, der eine Grundlage dafür bildete, dass sie auch nach der preußischen Reformzeit eine besondere politische Rolle für sich beanspruchen konnten. Dass adlige Gutsbesitzer zunehmend dazu übergingen, sich als geborene Verteidiger einer partizipationsfeindlichen staatlichen Ordnung zu inszenieren, ist daher weniger ein Zeichen für ein vormodernes Politikverständnis als vielmehr für eine erfolgreiche Anpassung an die Veränderungen des politischen Diskurses und der Herrschaftspraxis.
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