Francesco Bianchini gehört zu den herausragenden Gestalten der europäischen gelehrten Welt am Beginn des 18. Jahrhunderts. Sein wissenschaftliches Werk reicht von astronomischen Schriften über eine unvollendete Istoria universale bis zur aufwendigen Publikation archäologischer Ausgrabungen. Als Ehrenmitglied der königlichen Akademien in Paris und London korrespondierte er mit den führenden Gelehrten seiner Zeit, so mit Leibniz und Newton. Die weitverzweigten Forschungsinteressen Bianchinis eröffnen ein Panorama frühneuzeitlicher Bildungs-, Wissenschafts- und Institutionengeschichte. Sein Leben und Werk fügen sich in die erkenntnis-, wahrnehmungs- und wissenschaftstheoretischen Kontroversen und forschungspraktischen Errungenschaften seiner Zeit ein. Er propagierte die Überlegenheit der Bild- über die Schriftquellen sowohl im Sinne der historischen Wahrheitsfindung als auch hinsichtlich der aus der Antike abgeleiteten Gedächtnis- und Wahrnehmungstheorien. Neben der Forschung galt seine Aufmerksamkeit der Vermittlung von Wissen, bei der das Bild sowohl als eigenständiger Beleg wie als mnemotechnische Stütze von zentraler Bedeutung ist. Trotz dieses ungewöhnlich breit gefächerten Lebenswerkes, seiner weitreichenden Anerkennung zu Lebzeiten und einer hervorragenden archivalischen Überlieferung blieb Bianchini bisher in den jüngeren Forschungen zur Wissenschafts- und Kulturgeschichte des frühen 18. Jahrhunderts weitgehend ausgespart. Diese Lücke sollte ein international und überdisziplinär konzipiertes Kolloquium zumindest teilweise schließen, das im September 2003 am Institut für Europäische Kulturgeschichte in Augsburg stattfand und dessen Beiträge in dem vorgestellten Band dokumentiert werden. Mit Beiträgen von Valentin Kockel, Brigitte Sölch, Irene Favaretto, Werner Oechslin, François de Polignac, Meinrad von Engelberg, Susan Dixon, John L. Heilbron, Christopher Johns, Paolo Liverani, Petra Thomas.
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