Ein Blick in unseren kommunikativen Alltag zeigt: Wir sprechen nicht nur, um "Gespräche zu führen", Sprechen kann auch "andere Tätigkeiten begleiten". Solches handlungsbegleitendes, "empraktisches" Sprechen ist anders strukturiert als Sprechen im Gespräch und erfüllt andere Funktionen; bisher nur wenig betrachtete Phänomene geraten dabei in den Fokus. Eines davon, das häufig mißdeutet wurde, ist die "Knappheit sprachlichen Ausdrucks". Sie ist nicht gleichzusetzen mit Sprachverfall und Unfähigkeit zum Kommunizieren, sie ist im Gegenteil unter Umständen sehr funktional, ja sogar kreativ und originell. Anhand eines Korpus von empraktischem Sprechen (dem Sprechen von Fernsehzuschauern beim gemeinsamen Fernsehen) wird versucht, knappe Äußerungen im Rahmen von handlungsbegleitendem Sprechen pragmatisch zu erklären und gesprächsanalytisch zu beschreiben. Ergänzt werden diese Überlegungen zu einer "Theorie der Knappheit sprachlichen Ausdrucks" zum einen durch die Analyse struktureller Besonderheiten dieser Art von Kommunikation, welche die Tendenz zur Knappheit fördern. Zum anderen wird versucht, knappe Äußerungen auf einer Skala zu verorten: zwischen "Schweigen" als extremster Form der Knappheit und "Längungen" von Äußerungen als einer gegenläufigen Tendenz. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Rolle knapper Äußerungen im Rahmen geselligen Beisammenseins.
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