Der nach 1600 aufkommende Realismus in der niederländischen Landschaftsmalerei ist in der Kunstgeschichtsforschung oft auf die neue politische Unabhängigkeit der Vereinigten Niederlande bezogen worden. So erscheint das künstlerische Interesse an spezifisch einheimischen Bildthemen als Ausdruck einer bürgerlichen Identitätssuche im Zuge eines wachsenden Selbstbewusstseins der jungen Republik. Doch wie wirkte diese Landschaftskunst an nationalisierenden Prozessen mit? Inwieweit ist die Popularisierung identitätsstiftender Vorstellungsbilder mit der Etablierung stereotyper Landschaftsbilder verflochten, und wie lassen sich kollektive, intermediale Rezeptionsmuster rekonstruieren? Miriam Volmert analysiert die längerfristigen Entstehungsprozesse und Bedeutungsdimensionen künstlerischer und politischer Landschaftsdiskurse im Holland der Frühen Neuzeit. Neben Gemälden und grafischer Kunst diskutiert sie propagandistische Illustrationen, historiografische und literarische Werke sowie kunsttheoretische Abhandlungen. Sie zeigt auf, wie holländische Landschaft bereits vor 1600 in Bild- und Textmedien eingesetzt wird, um lokale Traditionsvorstellungen zu untermauern, und wie auf dieser Basis im Kontext des Achtzigjährigen Krieges komplexere Landschaftszeichen entwickelt werden: Vor allem Dünenbilder gewinnen an Bedeutung, um populäre Ideen politischer Abgrenzung zu vermitteln und kollektive Erinnerungsräume zu formulieren.
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